Knigge - Verhalten in Asien
Vorsicht Fettnäpfchen!
Hände schütteln, Nase putzen, Kopf streicheln... So manche unserer alltäglichen Gewohnheiten haben im Ausland oft eine ganz andere Bedeutung. Viel schneller als gedacht tritt man aus Unwissenheit in ein Fettnäpfchen. Im günstigsten Fall fühlt sich Dein Gegenüber ein wenig belustigt. So manche Unbedachtheit wird aber in anderen Kulturkreisen u.U. als Kränkung oder sogar als Beleidigung verstanden. U.U. hat man dabei vielleicht dann auch noch sein "Gesicht verloren".
Deshalb habe ich Dir hier mal einige der wichtigsten Do's and Don'ts zusammen gestellt.
Zurückhaltendes und respektvolles Verhalten...
sollte grundsätzlich selbstverständlich sein – ganz besonders aber gegenüber älteren Menschen. Lautes Diskutieren und Schimpfen in der Öffentlichkeit sind verpönt und für alle Beteiligen unangenehm und peinlich und gehen schnell mit einem „Gesichtsverlust“ einher.
Ein zu körpernaher Kontakt von Paaren in der Öffentlichkeit ist nicht angesagt! Händchenhalten oder gar Küssen in der Öffentlichkeit ist sehr unschicklich. Zwar ist der Umgang damit in den letzten Jahren etwas lockerer geworden, aber für ältere Menschen ist das immer noch ein „No-go“. Dagegen ist es in den Ländern Süd- und Südostasiens durchaus üblich, das befreundete Männer händchenhaltend durch die Straßen gehen.
Nie den Kopf berühren!
In vielen Ländern Asiens wird der Kopf als Sitz der Seele angesehen. Deshalb gilt es als unschicklich und sehr aufdringlich, den Kopf eines anderen zu berühren. Das gilt auch für Kinder, auch wenn es für westliche Kulturen eher als liebevolle Geste angesehen wird, einem Kind über’s Haar zu streichen.
Bitte nie die Fußsohlen zeigen.
Sie gelten als das niedrigste Körperteil und es gilt als sehr unschicklich, diese beim Sitzen in die Richtung anderer Personen zu strecken oder in Richtung von Buddha-Statuen oder anderen religiösen Gegenständen und Symbolen.
Bitte Schuhe unbedingt ausziehen…
beim Betreten von Tempeln oder anderen religiösen Stätten. Auch beim Betreten des Hauses oder der Wohnung eines Gastgebers ist das Ausziehen der Schuhe eine Selbstverständlichkeit. Selbst wenn viele Gastgeber heutzutage Ihren Gästen aus Höflichkeit sagen, dass dies nicht nötig sei, wird es umgekehrt wiederum als große Höflichkeit des Gastes angesehen, wenn dieser es trotzdem tut.
Der Besuch eines Festivals...
ist in den asiatischen Ländern immer etwas ganz besonderes. Meistens handelt es dabei um religiöse Zeremonien, wie z.B. bei den Klosterfesten in den buddhistischen Regionen oder bei den hinduistische Pilgerfeste in Indien oder Nepal. Die Veranstaltungsorte werden oft von Lamas oder Saddhus gesegnet und sind für die Einheimischen dann von ganz besonderer Bedeutung. Wenn Du als Besucher ein solches Fest besuchst ist es wichtig, dass Dir der religiöse Hintergrund und die Wichtigkeit für die örtliche Bevölkerung bewußt ist.
Solche Feste haben nichts gemein mit einer Party, einer Show oder gar einer Karneval-Aufführung und es ist auch keine Veranstaltung, die zur Touristen-Attraktion durchgeführt wird. Die Tänze sind oftmals Ausdruck einer über Jahrhunderte gepflegten Tradition und jede Bewegung hat eine entsprechende tiefgründige religiöse Bedeutung. Leider sind mir auf meinen Reisen immer wieder Touristen begegnet, die durch ihr lautes, unbedachtes und respektloses Verhalten ein solches Fest stören und damit die Einheimischen brüskieren.
Ausländer sind bisher auf den meisten Festen immer noch gern gesehene Gäste. Damit das auch in Zukunft so bleibt, ist es ganz wichtig, mit großer Zurückhaltung und respektvollem Verhalten die große Bedeutung solcher Feste zu würdigen. Hier ist das Verhalten der Einheimischen das beste Vorbild.
Über meine Erfahrungen mit dem Fotografieren und Filmen auf Reisen im allgemeinen und besonders auf Festen berichte ich ausführlicher unter dem Menüpunkt "Fotografieren & Filmen".
Mit dem Finger auf etwas zu zeigen…
gilt überall in Asien als unschicklich. Lieber dezent mit dem Kopf in die entsprechende Richtung nicken. Das erfüllt denselben Zweck, wird aber als sehr viel unaufdringlicher empfunden.
Die unreine Linke
In Indien, Indonesien, Nepal und Sri Lanka sollte man die linke Hand nur mit Zurückhaltung oder gar nicht einsetzen. Sie wurde früher zur Reinigung beim Toilettengang eingesetzt und gilt deshalb als unrein. Trotz Zeiten von Toilettenpapier und geänderten Hygiene-Bedingungen wird diese Verhaltensregel immer noch geschätzt. Deshalb werden z.B. Geschenke und Schriftstücke auch heute noch überwiegend mit der rechten Hand übergeben.
Mit den Händen essen…
ist in vielen Ländern üblich – natürlich nur mit der rechten Hand! Ein Sprichwort in Indien besagt: „Essen mit Besteck ist wie Duschen im Regenmantel“. Trotzdem wird heutzutage in den Restaurants nahezu überall auch Besteck gereicht – insbesondere dort, wo regelmäßig Touristen verkehren.
Beim Essen niemals Naseputzen!
Das gemeinsame Essen ist in asiatischen Ländern der Inbegriff der Geselligkeit. Sich beim Essen mit der Gastfamilie, mit Geschäftspartnern oder mit Freunden am Tisch die Nase zu putzen ist unentschuldbar. Deshalb steh bitte dafür vom Tisch auf oder gehe nötigenfalls zur Toilette. Sollte das nicht möglich sein, so ist es manchmal besser hochzuziehen.
Essen mit Stäbchen…
kann selbst für denjenigen voller Tücken sein, der die Technik an sich beherrscht. In China sollte man im Restaurant oder bei einer Gastfamilie niemals die Eßstäbchen senkrecht in eine Reisschale stecken – auch nicht, um ein Stück Fleisch aufzuspießen. Das ist in China nur üblich auf Beerdigungen, wenn von Verstorbenen Abschied genommen wird.
Ein „Nein“ gibt’s nicht!
Auf eine Frage mit „nein“ zu antworten gilt als unhöflich. In Indien entspricht das schon fast einer Ohrfeige. Wenn Du also eine ehrliche und vor allem brauchbare Antwort erwartest oder benötigst formuliere die Frage so, dass sie nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden kann.
In China ist selbst das schwierig. Ein Chinese mag niemals zugeben, dass er die Antwort nicht kennt. Schlimmstenfalls sagt er lieber etwas falsches. Eine Verlegenheitslüge, also z.B. eine falsche Wegbeschreibung gilt vielen als weniger schlimm als nicht weiterhelfen zu können.
In Indien ist selbst das „Ja“ nur schwer zu verstehen. Für ein "Ja" wiegen die meisten Inder ganz dezent dem Kopf hin und her. Das sieht für uns eher wie ein Kopfschütteln aus und wird deshalb fälschlicherweise gerne als „Nein“ interpretiert.
Das Gesicht wahren
Mit unserer manchmal sehr offenen Art und zu persönlichen Fragen oder wertenden Aussagen über Politik, Sitten und Gebräuche, Sexualität oder Geld entzieht man dem Gesprächspartner sehr schnell die Möglichkeit, sein Gesicht zu wahren. Eine der Gründe für das allgegenwärtige Lächeln in Asien liegt darin, dass es als unhöflich gilt, Emotionen zu zeigen. Deshalb gehört es zu einer der wichtigsten Verhaltensregeln, den anderen auf keinen Fall zu blamieren.
Fotos von der Familie oder Freunden…
sind immer eine gute und interessante Möglichkeit sich mit asiatischen Bekannten, Freunden oder Geschäftspartnern neutral zu unterhalten, wenn es einmal schwierig sein sollte, geeignete Themen zu finden. In Asien wird der Familie und Freunden sehr große Bedeutung und Wertschätzung entgegengebracht. Deshalb freut sich ein asiatischer Gesprächspartner über die Freundlichkeit, ein wenig Einblick nehmen zu dürfen und Bilder von der Familie zu sehen.
Achtung und Ehrfurcht vor der Obrigkeit…
ist in vielen asiatischen Staaten eine Selbstverständlichkeit. So genießt z.B. das Königshaus in Thailand oder Bhutan bei den Einheimischen großes Ansehen. So wird z.B. selbst den Geldnoten mit Respekt begegnet, da auf ihnen das Antlitz des Königs abgebildet ist. Sollte Dir ein solcher Geldschein in Thailand zu Boden fallen, so solltest Du ihn sofort und mit einer entschuldigenden Geste aufheben. Darauf zu treten, um beispielsweise das Wegfliegen zu verhindern wird u.U. sogar von der Polizei geahnet. Bitte wundere Dich auch nicht, wenn sich die Thailänder im Kino plötzlich von ihren Sitzen erheben, wenn der König auf der Leinwand gezeigt wird.
Feilschen erwünscht!
Auf Basaren und u.U. auch in einigen Geschäften ist es üblich, über den Preis zu verhandeln. Das Feilschen ist sogar erwünscht und gehört in den asiatischen Ländern zum „guten Ton“ und zum freundlichen Kontakt beim Kaufen und Verkaufen. Selbst wenn Du meinst, dass der Preis für eine Ware sehr günstig ist, solltest Du sie nicht unverhandelt kaufen. Zum einen kannst Du davon ausgehen, dass einem Touristen in den meisten Fällen schon von vornherein ein höherer Betrag genannt wird im Vergleich zu einem Einheimischen. Zum anderen wird Dich Dein Gegenüber für dumm halten, wenn Du sogleich den erstgenannten Preis akzeptierst und Du verlierst u.U. Dein Gesicht.
Trinkgeld…
ist für die Ober im Restaurant und für Kofferträger in Japan und Bhutan unüblich. In den meisten anderen Ländern Asiens ist es hingegen üblich im Restaurant zwischen fünf und 100 Prozent „Tip“ zu geben.
Heilige Kühe in Indien…
genießen hohes Ansehen und werden nahezu überall geduldet. Im Straßenverkehr haben Sie fast immer Vorrang und schon mancher Fahrer hat eine Vollbremsung hingelegt, weil eine Kuh plötzlich auf die Straße gelaufen kam. Sie sind auch immer mal wieder die Ursache für Verkehrsstaus. Füttern oder Streicheln sollte man als Tourist übrigens tunlichst unterlassen.