Wenn wir schon mal in Hongkong und damit in der Gegend sind, haben wir auch gleich einen Besuch in Nordvietnam mit eingeplant. Zwei Wochen waren wir rund um Hanoi unterwegs. Seinerzeit war es noch nicht ganz so einfach als Backpacker in Vietnam zurecht zu kommen. Englisch sprach kaum jemand, selbst in den Restaurants und Hotels nicht....
So haben wir uns mit einiger Mühe Ausflüge in die Halong-Bucht und in die trockene Halong-Bucht organisiert. Mit dem Zug sind wir nach Lao Cai im hohen Norden von Vietnam gefahren, um von dort aus nach Sapa weiterzureisen. Wir wollten unbedingt den damals noch sehr authentischen Sonntagsmarkt sehen.
Seinerzeit war Sapa noch ein wirklich kleines und beschauliches Bergdorf, in dem es nur sehr wenige einfache Gästehäuser gab. Ein erstes 3*-Hotel wurde gerade gebaut. Das ließ ein klein wenig erahnen, was in den nächsten Jahren noch alles folgen sollte, damit die immer zahlreicher kommenden Touristen gute Unterkünfte vorfinden. Das Sapa von heute würde ich wahrscheinlich überhaupt nicht mehr wiedererkennen.
Der Sonntagsmarkt war nicht viel mehr als zwei parallel laufende etwas breitere Trampelpfade am Ortsrand. An ganz einfachen Marktständen hatten sich die Verkäufer niedergelassen. Es war ein herrliches, ganz authentisches Treiben! Hauptsächlich wurde hier mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs gehandelt. Touristen-"Kram" gab es an den Ständen so gut wie gar nicht.
Lediglich einige Damen waren unterwegs, um traditionelle Schmuckstücke wie Ohrringen, Halsketten und Ringe anzubieten. Sie hatten sich in ihren Trachten und mit ihrem eigenen Schmuck fein "herausgeputzt" - nicht zuletzt, um Begehrlichkeiten zu wecken.
Wir saßen gerade auf einer Mauer am Rande des Geschehens, um dem Treiben zuzuschauen und die Damen schlenderten immer wieder an uns vorbei - waren so unglaublich liebenswert zurückhaltend. Nur langsam traute sich mal eine etwas näher heran und deutete zaghaft und mit fragendem Blick auf die Schmuckstücke - "buy buy?" So kamen wir ein wenig mit Händen und Füßen in's "Gespräch", denn viel weiter reichten die Sprachkenntnisse nicht. Irgendwan siegte die Neugier. Eine nach der anderen überwandt ihre Scheu und traute sich etwas näher zu kommen...
Nach einer Weile hatten saßen wir inmitten der Damen-Schar und hatten viel Spaß miteinder - habe viel gelacht, obwohl wir einander kaum verstehen konnten. Jede unserer Bewegungen wurde neugierig verfolgt und war ganz schnell Anlass für eine lebhafte Unterhaltung untereinander.
Eine der Damen, die direkt neben mir saß, hatte schon immer so neugierig geschaut. Schließlich nahm sie sich ein Herz und fuhr ganz ungläubig mit einem einzelnen Finger über die helle weiße Haut meines Unterarms. Sie rubbelte vorsichtig mehrere Male über die Stelle und schien es gar nicht fassen zu können. Dann rubbelte sie über die viel dunklere Haut ihres eigenen Unterarms und schaute mich mit großen Augen an. Am liebsten hätten all die anderen netten Damen auch einmal gerubbelt, aber so richtig trauten sie sich nicht oder wollten vielleicht auch nicht lästig fallen...
Dieselbe Situation hatte ich schon mal in Tibet in Lhasa 1992 erlebt und auch schon einmal im nördlichen Nepal in Mustang 1993 - dieses ungläubige Staunen, dass die helle Haut wirklich echt ist im Vergleich zu der eigenen viel dunkleren...
In Zukunft werde ich Dir noch einiges mehr von unserer Vietnam-Reise in Wort und Bild erzählen. Es war ein wirkliches Erlebnis und ein großes Glück, das Land noch so ursprünglich und einigermaßen unbeeinflußt vom Tourismus vorgefunden zu haben. Du darfst also gespannt sein, mehr zu erfahren von dem Vietnam, das ich 1996 noch kennenlernen durfte.
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