Es war eine ganz spontane Idee nach Ladakh zu reisen, nachdem eine andere Reiseplanung genauso plötzlich "geplatzt" war. Genauso spontan war eine Freundin mit dabei und kaum zwei Wochen später sitzen wir zusammen im Flieger. Die Vorfreude ist riesig groß auf die vielen interessanten Städte und Stätten rund um Leh und das Indus-Tal.
Die Himalaya-Region zieht mich seit jeher in ihren Bann. Egal, ob es nach Nepal, Indien oder Bhutan geht - für mich ist es irgendwie immer ein bisschen wie nach Hause kommen. Flugbuchung und Reiseplanung für Ladakh ging dieses mal im "Schweinsgallopp". Es sind viele Orte dabei, die ich schon von eine meiner früheren Reisen nach Ladakh 1994, 2008 und 2016 kenne. Aber es sind auch einige Orte dabei, zu denen ich es bisher noch nicht geschafft hatte wie z.B. Markha und das Markha-Tal, das man inzwischen schon auf einer Holperpiste mit dem Fahrzeug erreichen kann.
Von Frankfurt aus geht es am Abend mit Vistara Airlines, einer recht neuen indischen Fluggesellschaft, in acht Stunden nach Delhi. Obwoh wir dort recht früh am nächsten Morgen ankommen, ist der Vistara-Flug nach Leh in Ladakh schon weg. Deshalb haben wir eine Übernachtung in Flughafennähe im Ashok Country Resort eingeplant. Die Nacht ist allerdings nur kurz, denn schon gegen vier Uhr geht es wieder in Richtung Flughafen.
Wir sitzen erwartungvoll im Flieger. Beide haben wir uns zwei Fensterplätze hintereinander auf der linken Seite gebucht. Auf der Strecke von Delhi nach Leh geht es einmal quer über die schneebedeckten Eisriesen des indischen Himalayas. Damit gehört der Flug zu denen, bei denen man sich bei klarem Wetter wirklich "die Nase an der Scheibe platt drücken kann". Die ersten zwanzig Minuten sehen wir allerdings so gut wie nichts,. Jetzt, Mitte April, liegt rund um Delhi schon viel Dunst in der Luft. Aber dann! Mit jedem Meter in Richtung Norden wird es klarer. Erst sehen wir erste Schneefelder und dann folgt die weiße Schnee- und Gletscher-Wunderwelt des Hoch-Himalaya unter uns aus. Es ist unfassbar schön. Obwohl ich auf dieser Strecke schon mehrfach geflogen bin kann ich mich gar nicht sattsehen.
Nach einer guten Stunde ändert sich die Landschaft noch einmal. Mehr und mehr lassen wir den Himalaya-Hauptkamm hinter uns. Die schneebedeckten Eisriesen treten in den Hintergrund und geben den Blick frei auf das wüstenhaft trockene Hochtal des Indus-Flusses,. Der durchfließt Ladakh vom Südosten aus Tibet kommend bis nach Pakistan im Nordwesten.
Die Landung in Leh ist ziemlich spektakulär zwischen den schneebedecken Bergen. Nun haben wir nach gut ein-einhalb Stunden wieder festen Boden unter den Füßen. Inzwischen gibt es in Leh sogar ein richtiges Flughafengebäude. Bei meinem ersten Besuch 1994 glich das ehr einem baufällig Holzschuppen. Das Gepäck wurde seinerzeit noch mit hölzernen Handkarren hereingebracht. Heute gibt es gleich mehrere Gepäckbänder.
Kaum das wir aus dem Flughafengebäude heraus sind winkt uns schon eine nette junge Dame zu und hält uns ein Schild mit meinem Namen unter die Nase. Es ist Dolma, die uns als englischsprachige Führerin in den nächsten zwei Wochen begleiten und uns ihre faszinierende Heimat zeigen wird. Wir verstehen uns alle drei von Anfang an richtig gut und es zeigt sich ganz schnell, wieviel Spaß wir am gemeinsamen Unterwegssein wir haben werden.
Vom Flughafen fahren wir zu allererst hinauf zur Shanti Stupa, um von hier aus den grandiosen Ausblick über das Tal von Leh und das Indus-Tal zu genießen. Erst danach fahren wir erst mal zu unserem Hotel. Das Lotus Hotel ist ein Standardhotel, das etwa örtlichen 3* entspricht und liegt etwas außerhalb des Ortszentrums von Leh. In dem kleinen Garten gibt es einige gemütliche Sitzgelegenheiten und gleichzeitig hat man von hier aus einen schönen Blick auf den alten Festungspalast von Leh, der ein wenig an den Potala in Lhasa erinnert.
Den Nachmittag verbringen wir entspannt im sonnenbeschienen Garten und geben uns erst einmal Gelegenheit sich an die Höhe von 3.500 m hier in Leh ein wenig zu gewöhnen und zu akklimatisieren.
Shanti Stupa oder World Peace Pagode
Unser erster Besuch in Leh - noch bevor wir zum Hotel fahren - gilt der Shanti Stupa. Die Lage hoch über dem Tal von Leh ist ganz besonders. Der Blick von hier oben aus deer Vogelperspektive ist phantastisch und reicht bis über das Indus-Tal und zu den Bergen der Zanskar Range.
Der Bau der Shanti Stupa, auch World Peace Stupa genannt, wurde 1991 von einem japanischen Buddhisten initiiert. Sie gehört zu einem Netz von 80 Friedenspagoden weltweit. Sie sind als Symbol und als Mahnmal für den Frieden in der Welt erbaut worden.
Dolma schlägt vor, dass wir noch das kleine Kloster gleich neben der Shanti Stupa besuchen und den dort lebenden Mönch um seinen Segen für ein gutes Gelingen für unsere gemeinsame Reise zu bitten. Was für eine schöne Idee. Wir wurden freundlich hereingebeten. Das ist für die Klöster immer eine gute Möglichkeit, zusätzlich etwas Geld zu verdienen. Für die Einheimischen ist es eine Selbstverständlichkeit sich dafür erkenntlich zu zeigen. Zum Dank lud uns der Mönch auch gleich noch in seine bescheidene Klause ein und bot uns Tee und Kekse an.
Stadtzentrum von Leh und die neue Fußgängerzone
An unserem ersten Tag in Leh wollen wir es noch einmal ganz ruhig angehen, um uns bessser an die Höhe gewöhnen zu können. Fest geplant haben wir deshalb erst einmal nichts großes. Wir sind mit Dolma verabredet, die uns behilflich sein will, uns eine indische SIM-Karte für unsere Mobiltelefone zu besorgen. Wir treffen uns an dem oberen Ende der Fußgängerzone, wo sie schon auf uns wartet.
Als kleines Dankeschön laden wir Dolma zum Essen ein. Wo geht man denn hier am besten hin, wenn man typisch ladkhisch essen möchte - wo auch die Einheimischen hingehen, fragen wir sie. Dolma hat sogleich eine Idee. Am anderen Ende der Fußgängerzone ganz versteckt gibt es ein kleines typisch ladakhisches Restaurant. Hier gibt es ganz phantastische Momos, verrät Dolma.
Schließlich verabschieden wir uns und bummeln ganz gemütlich durch die Fußgängerzone. Unglaublich, wie sich Leh im Laufe der Jahre verändert hat. Hier in der Fußgängerzone ist ein wahrer Touristen-Hotspot. Hier gibt es wirklich alles, was das Touristenherz begehren könnte. Geschäft reiht sich an Geschäft - Restaurant an Restaurant. Da verlockt es uns natürlich auch mal, im hintersten Indien einen Latte Macciato zu schlürfen.
Auf unserem Weg durch entlang der Fußgängerzone lockt bei jedem Schritt der Anblick des alten Festungspalastes hoch über der Stadt. Es ist noch früh am Tag. Jetzt schon zurück zum Hotel? Für das Akklimatisieren wäre das das Beste! Aber die Verlockung zum alten Leh Palace hinauf zu steigen ist viel zu groß. Da können wir einfach nicht widerstehen. Ganz gemächlich, damit wir nicht zu sehr außer Puste geraten, gehen wir los.
Der alte Festungspalast von Leh
Der Aufstieg hinauf zum Leh Palace auf den Hügel vom Stadtzentrum aus sieht gar nicht so steil aus. Aber so unakklimatisiert wie wir noch sind, kommen wir ganz schön ans Schnaufen - als hätten wir einen langen Spurt hinter uns. Der Weg ist urig und führt zwischen typisch ladakhischen Häusern hindurch und vorbei an buddhistischen Tschörten, auch Stupas genannt.
Schließlich geht es durch einen recht langen und vor allem sehr dunklen von Wohnhäusern überbauten Tunnel. Wie gut, dass wir mit unseren Handys ein wenig leuchten können. Dann noch wenige Schritte und der Leh Palace kommt in Sicht.
Mit jedem weiteren Schritt hinauf wird gleichzeitig die Sicht hinunter über Leh und die im Hintergrund liegenden Berge schöner.
Im Laufe der Jahrhunderte war der Leh Palace, der schon seit langem nicht mehr bewohnt war, sehr baufällig geworden. Auch 1994 war ich dort hinauf spaziert. Da war das Gebäude nur schwer erreichbar und es war nicht erlaubt, es zu betreten. Inzwischen ist der alte Palast sehr aufwendig renoviert worden. Einige Räumlichkeiten sind inzwischen wieder für Besucher geöffnet. Ein kleines Museum bietet viel Wissenswertes über dien Bau des Leh Palace und seine Geschichte.
Außerdem gibt es einen kleinen Palast-Tempel und einige der Balkone bieten einien tollen Ausblick über Leh.
Inzwischen sind auch einige der Palast-Dächer für Besucher zugänglich und gesichert worden. Was für ein toller Ausblick hinunter über das Tal von Leh und hinauf zum Namgyal Tsemo Kloster.
Das Soma Kloster oder Leh Gompa
liegt nahe dem Hauptmarkt mitten im Stadtzentrum von Leh an der Old Fort Road. Es ist ein vergleichsweise kleines Kloster. Beim Bummel durch die Einkaufsstraßen bietet es sich an, einmal hineinzugehen. Ein Besuch ist durchaus lohnenswert. Es ist während des ganzen Tages geöffnet, so dass man auch spontan mal hineingehen kann.Bei meinem Besuch dort 2008 hatte ich das Glück eine buddhistische Gebets-Zeremonie für den Weltfrieden und für ein langes Leben des Dalai Lama dort mitzueerleben.
Das Namgyal Tsemo Kloster
In absolut exponierter Aussichtslage hoch über Leh und dem Leh Palace liegt das Namgyal Tsemo Kloster. Es wurde im 15. Jhd. von König Tashi Namgyal Tsemo gegründet, von dem es auch den Namen erhielt. Aufgrund seiner buddhistischen Kunstschätze ist es das bedeutendste Klöstern in Leh. Neben sehr gut erhaltenen Wandmalereien gibt es eine über drei Etagen ragende riesige goldene Statue des Maitrieya Buddha.
Außerdem gibt es noch eine über ein Stockwerk hohe Statue des Manjushri und Avalokitesvara. Weitere bedeutsame Buddha-Statuen gibt es in der großen Versammlungs- und Gebetshalle des Klosters. Leider bleibt uns das Kloster jedoch verschlossen. Dolma versucht noch den "Care Taker" des Klosters mit dem Schlüssel zu finden. Gerne warten wir geduldig, aber es ist vergeblich. So bleibt es für uns bei der Außenansicht.
Entweder man erreicht das Namgyal Tsemo Kloster zu Fuß von Leh aus. Von der großen Moschee aus am Ende der Fußgängerzone steigt man zunächst steil bergauf zum Leh Palace, so wie wir es gemacht und oben beschrieben haben. Von dort aus geht es noch ein gutes Stück weiter hinauf zum Kloster. Man kann das Kloster auch mit dem Auto auf einer aussichtsreichen Strecke nach fünf Kilometern von Leh aus erreichen. Es ist dieselbe Straße, die hoch zum Kumzum La-Pass und von dort aus in Richtung Nubra-Tal führt.
Das Sankar Kloster
liegt etwa drei Kilometer oberhalt vom Stadtzentrum von Leh und etwa zwei Kilometer von unserem Hotel Lotus entfernt. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Gelugpa-Großkloster Spituk als Stätte der Einkehr und der meditativen Ruhe gegründet. Ursprünglich lag es weit außerhalb der Stadt in einer idyllischen Oasenlandschaft. Inzwischen haben die Außenbezirke der Stadt das Kloster schon lange erreicht.
Da heute im Sankar Kloster nur noch weniger als zwanzig Mönche leben sind die Besuchs- und Öffnungszeiten sehr eingeschränkt worden. Nur am frühen Morgen und am Abend ist das Kloster für Besucher geöffnet. So haben wir das Kloster leider verschlossen angetroffen und hatten leider auch keine Zeit später noch einmal herzukommen. Besonders sehenswert ist hier die große Buddha-Statue des Avalokiteshvara mit 1.000 armen und 1.000 Köpfen.
Bei jeder meiner Reisen besuche ich einige der zahlreichen Klöster rund um Leh. Davon gibt es viele - eines schöner und interessanter als das andere. Jedes einzelne ist besonders und deshalb auf seine eigene Art sehenswert. Viele dieser Rückzugsorte finden wir in absolut exponierter Lage, so dass sich von dort aus wirklich einmalige Ausblicke auf die Umgebung bieten. Allen gemeinsam sind aber die unglaublich beeindruckenden buddhistischen Kunstschätze und die meditative Ruhe, die einen sogleich umfängt, sobald man ein Kloster betritt. Die interessantesten habe ich hier kurz beschrieben. Zu den absoluten "Must See" rund um Leh gehören jedoch Alchi, Tikse und Hemis.
Das Tikse Kloster
liegt ganz exponiert auf einem Hügel hoch über dem Indus-Tal etwa 19 km südlich von Leh. Es ist eines der schönsten Klöster in Ladak und erinnert an den Potala-Palast in Lhasa. Die zwölf Stockwerke des Kloster-Komplexes beinhalten allein zehn verschiedene Tempel mit vielen wertvollen buddhistischen Büchern, Statuen und Tangkhas. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch des Morgengebetes früh um sieben Uhr in der großen Versammlungshalle.
Am beeindruckendsten finde ich jedoch immer wiedeer den großen Maitreya-Tempel mit der 15 m hohen Statue des Maitreya Zukunfts-Buddha. Sie reicht über zwei Stockwerke.
Das Kloster von Stakna
liegt je nach Strecke, die man fährt, 21 oder 25 km südlich von Leh - etwa auf halber Strecke zwischen Tikse und Hemis auf der westlichen Indus-Seite. Seit meinem Besuch 2023 gehört es für mich auch zu den absoluten "Must See". Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehört zur buddhistischen Schule der Drukpas. Stakna bedeutet übrigens so viel wie "Tigernase", weil es auf einem Hügel errichtet wurde, der nach dem Empfinden der Einheimischen wie eine solche aussieht.
Das Stakna hat mir außerordentlich gut gefallen, obwohl es ein eher kleines Kloster ist. In den Tempelräumen gibt es einige wirklich schöne Buddha-Statuen und die sehr alten Wandmalereien sind wirklich beeindruckend.
Mindestens ebenso beeindruckend wie dieses kleine Kloster selbst sind jedoch auch der Ausblick von hier oben über das weitläufige Indus-Tal.
Das Hemis Kloster
gehört mit seinen fast 350 Mönchen mit zu den größten und bedeutendsten Klöstern in Ladakh. Es liegt etwa 40 km südlich von Leh auf der Westseite des Indus. Mit dem Taxi dauert die Fahrt etwa ein-einhalb Stunden und lässt sich gut kombinieren mit weiteren Klöstern die Strecke liegen wie z.B. Shey, Tikse und Stakna. Von Hemis ist es auch nicht weit nach Chemrey oder Traktok, die in einem Seitental auf der Strecke in Richtung Pagong Tso liegen. Auf drei meiner vier Reisen nach Ladakh habe ich das Hemis Kloster immer wieder besucht.
Einmal im Jahr, jeweils am 9. und 10. Tag im fünften Monat des tibetischen Mondkalenders findet das große Hemis Klosterfest statt. Leider hatte ich bisher noch keine Gelegenheit das Fest selbst zu besuchen. 2008 hatte ich jedoch das Glück Zeugin zu werden, wie die Mönche für das Klosterfest geübt haben. Die Schritte und Bewegungen wurden einstudiert - ohne Masken und Gewänder, aber offensichtlich dafür mit viel Spaß.
Das Chemdey oder Chemre Kloster
liegt etwa 40 km südlich von Leh an der Straße, die im weiteren Verlauf zum Pagong Tso führt. Es gehört zur buddhistischen Schule der Drukpas und wurde im 17. Jahrhundert gegründet. Bekannt ist das Kloster für seine beindruckende Padmasambhava-Statue und für eine Sammlung von 29 Bänden von heiligen buddhistischen Schriften, die in goldenen Buchstaben geschrieben sind. Eigentlich war Chemdey gar nicht in meinem Programm vorgesehen, als ich auf meiner Reise nach Kashmir, Zanskar und Ladakh 2016 am 16. Tag auf dem Weg zum Pagong Tso dort vorbeikam. Im Vorbeifahren wurde ich auf das Kloster aufmerksam, das sich weitab der Straße malerisch an einem Hang schmiegt. Ganz spontan sind wir dort vorbeigefahen und hatten unglaubliches Glück. Schon von weitem hörten wir die Trommeln, Hörner und den Mönchsgesang einer Gebetszeremonie.
Bei unserem Streifzug durch die verschiedenen Tempel- und Andachtsräume hörten wir von weitem einen interessanten Klang. Tsering, der mich als Guide begleitete wußte gleich was das war. Es wurden Muschhörner geblasen. Noch nie zuvor hatte ich Muschelhörner gehört und so gingen wir sogleich dem Klaang nach. Zwei Novizen übten sich oben auf dem Klosterdach im Muschelhornblasen. Von hier oben bot sich uns dann auch gleich eine phantastischer Ausblick über das Tal.
Taktok Kloster
Von Chemdey aus sind es nur wenige Kilometer weiter das Tal hinauf und man gelangt zum Traktok Kloster. Es liegt 46 km südöstlich von Leh, stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist das einzige in Ladakh, das der buddistischen Schule der Nyingmapa angehört, die man landläufig auch Rotmützen nennt. Traktok bedeutet so viel wie Felsen-Dach. Allerdings bilden Felsen nicht nur das Dach sondern auch die Wände, denn das allerheiligste ist eine Höhle. Diese Höhle, in der Padmasambhava meditiert haben soll, ist gleichzeitig der Haupttempel. Die Klostergebäude wurden einfach um diese Höhle herum gebaut. Zu gerne hätte ich Taktok auch auf dieser Reise noch einmal besucht, aber dazu hat die Zeit leider nicht gereicht. So schwelge ich mit meinem Bildern aus 2016 in den Erinnerungen.
Das Likir Kloster
gehört dem buddhistischen Gelugpa-Orden und liegt etwa 52 km westlich von Leh in einem Seitental des Indus auf einer Höhe von 3.700 m. Es ist eines der ältesten Klöster in Ladakh. Gegründet wurde es bereits im 11. Jahrhundert im Auftrag des fünften König von Ladakh, Lhachen Gyalpo. Eine Besonerheit ist die riesige goldfarbene sitzende Buddha-Statue, die einem im Sonnenlicht schon von weitem entgegenstrahlt.
120 Mönche leben im Kloster. Dementsprechend groß und prächtig ist auch die große Versammlungshalle, die prächtig geschmückt ist mit Tankhas, Buddha-Statuen und einem reichen Fundus an alten buddhistischen Schriften. Nicht nur das Kloster hat mich begeistert. Auch die Landschaft im Tal von Likir ist ausgesprochen schön und idyllisch. Zu gerne hätte ich in einem der Homestays im Dorf übernachtet, um das alles etwas intensiver zu erkunden.
Mit Alchi geht es mir ähnlich wie mit Pashupatinath oder Bodnath in Kathmandu. Wann immer ich in Ladakh unterwegs bin zieht es mich dorthin. Während drei von vier Ladakh-Aufenthalten bin ich dort gewesen - das erste Mal 1994, dann 2008 und bei meinem jetzigen Besuch 2023. Die Atmosphäre im Tal von Alchi ist so friedvoll und idyllisch - so ein bisschen abseits der "Welt". Schon auf der Fahrt dorthin gibt es nach jeder Kurve neue grandiose Ausblicke.
Alchi liegt knapp 70 km westlich von Leh und einige Kilometer zurückversetzt vom Leh-Kargil-Srinagara-"Highway" direkt am Ufer des Indus, der hier in einem großen Bogen fließt und eine große Schwemmterasse gebildet hat. Im Sommer ist Alchi eine einzige große Oase und empfängt den Besucher mit intensivem Grün nur unterbrochen von einzelnen Farmhäusern.
Wie Likir wurde das Alchi Kloster vermutlich im 11. Jahrhundert gegründet und gehört damit auch zu den ältesten buddhistischen Klöstern in Ladakh. Neben dem Kloster Tabo in Spiti ist es das einzige Kloster das von den muslimischen Invasoren Ende des 12. Jahrhunderts nicht zerstört wurde. Warum die beiden Klöster nicht zerstört wurden weiß man bis heute nicht. Vielleicht lag es einfach nur daran, das beide nicht in so exponierter Lage an einem Berghang oder auf einem Hügel liegen und deshalb einfach nur übersehen wurden.
Dadurch sind in den Tempeln und im Kloster von Alchi unvergleichliche buddhistische Wandmalereien und Skulpturen von unschätzbarem Wert aus der Gründungszeit im 11. Jahrhundert erhalten geblieben. Sie gehören zu den frühesten Kunstschätzen im Himalaya und ein Großteil ist bis heute noch im Originalzustand verblieben und bewusst nicht restauriert worden. Teilweise ist der Erhaltungszustand erstaunlich gut. Das liegt zum einen wahrscheinlich an dem sehr trockenen Klima in Ladakh und an dem Umstand, das das Alchi Kloster und die Tempel weniger benutzt worden sind, da Alchi kurz nach der Gründung dem Likir Kloster untergeordnet wurde.
Das Zentrum des Klosterkomplexes bildet der Haupttempel, in dem sich auch deer Hauptraum, die Versammlungshalle befindet. Vor dem Eingang, der nach Südosten gerichtet ist, liegt ein großer hölzerner Vorbau über zwei Etagen, der von vier Stützen getragen wird.
Heute ist das Betreten der Tempel und des Klosters nicht mehr gestattet, um den wertvollen Wandmalereien und Skulpturen den größtmöglichen Schutz zu bieten. Bei meinem ersten Besuch 1994 war das Betreten gegen ein kleines Eintrittsgeld überhaupt kein Problem. Es durfte sogar fotografiert werden - aber natürlich nur ohne Blitzlicht. Da es damals noch keine Digitalfotografie gab, war es recht schwierig einigermaßen gute Bilder zu machen.
Das eine oder andere noch einigermaßen brauchbare Foto war gottseidank trotzdem dabei, was mich im Nachhinen noch sehr gefreut hat. Damals war mir der unschätzbare Wert der buddhistischen Kunstschätze von Alchi gar nicht so richtig bewusst. Den Ladakhis selbst schenkten diesen Kunstschätzen jahrhundertelang kaum Beachtung. Der Kloster-Komplex wurde nicht mehr benutzt und auch nicht mehr besucht. Erst ab ca. 1980 zog Alchi das Interesse von drei deutschen Wissenschaftlern auf sich und die Wandmalereien und Skulpturen wurden systematisch erfasst.
Dieses Mal konnten wir uns die faszinierende Klosteranlage nur von außen anschauen, was aber immer noch sehr lohnenswert ist.
Viele Besucher machen nur einen kurzen Ausflug von Leh aus nach Alchi und fahren noch am gleichen Tag wieder zurück. Dabei lohnt ein etwas längerer Aufenthalt mit einer Übernachtung unbedingt, denn dann lassen sich schöne Spaziergänge durch das Dorf und die Umgebung machen.
Unterkünfte und Restaurants in Alchi
In Alchi gibt es auch mehrere ganz interessante Unterkünfte. Ich habe z.B. im Hotel Alchi Zimskhang übernachtet. Es ist eines der besseren Hotels in Alchi und hat über 20 Zimmer. Von hier aus sind es nur wenige Schrittte bis zum Alchi Tempel und in das kleine Örtchen, in dem es einige Geschäfts und Restaurants gibt.
Noch näher am Alchi Tempel liegt das Alchi Heritage Home. Es handelt sich dabei um ein kleines familiär geführtes Gästehaus oder wie man hier auch gerne sagt, ein Homestay. Es gibt nur sechs Zimmer, die etwas einfacher, aber trotzdem sehr schön sind. Richtig schön im traditionell ladakhischen Stil ist hier der Aufenthaltsraum, in dem auch das Frühstück und andere Mahlzeiten serviert werden.
Auch auf Gaumenfreuden muss man in Alchi nicht verzichten. Neben der Möglichkeit im Hotel oder im Homestay zu essen gibt es z.B. auch das Restaurant Alchi Kitchen. Es liegt ganz in der Nähe der beiden Unterkünfte und bietet ganz typische ladakhische Gerichte, die sehr, sehr lecker sind und in einem richtig schönen und traditionellen ladakhischen Gastraum serviert werden.
Der Weg ist das Ziel
Bis vor kurzem war das Markha Valley nur zu Fuß zu erreichen auf einer Trekkingtour, dem sog. "Markha Valley Trek. So gerne hätte ich zu dieser Zeit das Markha Valley besucht. Aber diese Trekkingtour hatte ich mir nicht so wirklich zugetraut. Entweder ging es über den über 5.000 m hohen Stok La-Pass von Spituk oder Stok aus oder über eine sehr abenteuerliche typisch ladakische "Seilbahn" über den Zanskar-Fluss bei Chilling. Diese abenteuerliche "Seilbahn" hatte ich mir auf meiner Reise nach "Kashmir, Zanskar & Ladakh in 2016" am 15 Tag einmal angeschaut. Keine zehn Pferde hätten mich dazu gebracht in diesem "Cable Car" den reißenden Zanskar-Fluss zu überqueren.
Inzwischen wurde jedoch bei Chilling eine Brücke über den Zanskar-Fluss gebaut und auch eine Jeep-Piste bis nach Markha, dem Hauptort des Markha Valley. Also haben wir gleich die Gelegenheit genutzt dort mal vorbeizuschauen. Schon die Fahrt dorthin ist einmalig! Aber das ist ja nahezu jede Fahrt in Ladakh. Nirgendwo trifft der Ausspruch "Der Weg ist das Ziel" so sehr ins "Schwarze" wie im Himalaya im Allgemeinen und in Ladakh im Besonderen. Von Leh aus geht es etwa 35 km entlang des Indus-Tales auf dem Leh-Srinagar-Highway in Richtung Westen. Hier mündet der Zanskar-Fluss, aus dem Süden kommend, bei Neemu in einer spektakulären Landschaft in den Indus.
Hier kann man zu einem Aussichtspunkt, der von unten schon gut sichtbar ist, aufsteigen. Der Blick von dort oben ist noch einmal spektakulärer!
Ab hier folgen wir dem engen Tal des Zanskar Flusses entlang der sog. "Zanskar Valley Road" in Richtung Süden. Nach jeder Kuve bieten sich neue unbeschreibliche Ausblicke. Obwohl ich die Strecke 2016 schon gefahren bin, begeistert sie mich auch dieses Mal wieder.
Nach 35 aussichtsreichen Kilometer überqueren wir die neue Brücke über den Zanskar Fluss Nun geht es ins Markha Valley. Es wird immer einsamer. Wir staunen nicht schlecht, denn die Straße ist hier aber trotzdem noch asphaltiert. Nach einigen Kilometern passieren wir zwei kleine Dörfer, erst Kaya und dann Skiu. Kurz vor Skiu endet der Asphalt. Ab hier rumpeln wir über eine derbe Piste.
In Skiu gibt es gerade einmal zehn bis zwölf Haushalte. Eigentlich wollen wir uns hier gerne das Kloster anschauen, aber es ist verschlossen und das Dorf wie ausgestorben. Dolma findet eine ältere Frau und erfährt, dass alle Dorfbewohner heute in Markha sind. Dort gibt ein hoher Lama aus dem Hemis Kloster buddhistische Unterweisungen. Vielleicht schaffen wir es ja noch rechtzeitig dorthin!
Flugs machen wir uns auf den Weg ohne viele Fotostops, um nicht zuviel Zeit zu verlieren. Schließlich kommen wir ja auf dem Rückweg wieder hier lang.
Unterwegs in Markha, dem Hauptort des Markha Valleys
Nach zwei Stunden aussichtsreicher Fahrt von Leh aus sehen wir Markha schon von weitem vor uns liegen mit der alten Festungsruine und dem Kloster auf einem kleinen Hügel.über den Häusern des Dorfes. Wir begeben uns sofort hinauf zum Kloster.
Für die Zeremonie haben die Dorfbewohner ein großes Zelt errichtet. Wir haben Glück, noch ein wenig von den Schlussgebeten mitzubekommen. Wir trauen uns kaum in das Zelt hinein, wollen die Zeremonie und die Betenden nicht stören. Doch wir werden sogleich gebeten Platz zu nehmen und kaum sitzen wir auf einem der Teppiche auf dem Boden, bringt man uns auch schon einen heißen Tee. Jedes Mal wieder berühren mich die buddhistischen Gebete, obwohl ich schon so viele miterleben durfte.
Währenddessen hat Dolma uns schon eine Bleibe gesucht. Gar nicht so einfach, wenn die Einheimischen aus der ganzen Umgebung hier sind und auch noch bis Morgen zu den Abschlussgebeten bleiben. In einem abgelegeneren Homestays ganz am Ende eines Seitentales ist sie schließlich doch noch fündig geworden. Sobald die Zeremonie vorbei ist machen wir uns auf den Weg dorthin. Sehr einladend sieht es ja von außen nicht aus. Trotzdem sind die Räume gemütlich und sehr sauber.
Am Abend gehen wir noch mal los. Mit unseren Taschenlampen bewaffnet stapfen wir durch die nächtliche Dunkelheit zurück zum Kloster bzw. dem Festzelt. Es gibt noch eine Kulturveranstaltung mit traditionellem Gesang und Tänzen. Keine Frage - das wollen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Gerade noch rechtzeitig geschafft! Kaum haben wir ein freies Plätzchen gefunden geht es auch schon los. Wir sind "hin und weg"! Alle Tänzerinnen und Gesangsgruppen tragen ihre schönsten ladakhischen Festtagstrachten.
Als dann auch noch eine Gruppe von Frauen auftritt, die alle mit ihren schönsten Peraks geschmückt sind, einem Kopfschmuck aus Türkisen, standen mir vor Freude fast die Tränen in den Augen. Schon so viele Male war ich in Ladakh gewesen, aber einen echten Perak hatte ich, außer im Museum und auf Bildern, noch nicht gesehen.
Ein solcher Perak besteht aus einem langen Stück Leder, das auf der Oberseite mit rotem Stoff überzogen und in langen Reihen mit den schönsten geschliffenen Türkisen besetzt ist. Er wird über dem Kopf getragen und endet vorne mit einem besonders großen Türkis. Hinten reicht er weit bis über den Rücken und manchmal sogar bis auf die Hüften, wo er spitz zuläuft.
Angeblich, so erzählt man, heiratete ein König von Ladakh vor langer Zeit die Tochter eines Fürsten aus einem fernen Land. Sie brachte einen Perak mit. Die ladakhischen Frauen waren von diesem prachtvollen Kopfschmuck so begeistert, dass sie gleich damit anfingen ihn zu kopieren. Die schwarzen Fellohren gab es ursprünglich nicht. Eine Sage besagt, dass eine Königin von Ladakh heftige Ohrenschmerzen bekam und links und rechts ein Stück Fell als Schutz anbrachte. Das wurde sogleich zur neuen Mode und so gehören diese heute unbedingt mit dazu. Früher begannen die Mädchen schon in ganz jungen Jahren Türkise für ihren Perak zu sammeln. Er galt damals als Aussteuer, in die das Ersparte investiert wurde. Die Peraks, die man heute sieht, sind fast alles Erbstücke, die von der Mutter an die Tochter oder Schwiegertochter weitergegeben wurden und immer noch werden. Wer heutzutage noch einen echten Perak in Leh kaufen möchte muss bis zu 20.000 Dollar anlegen.
Nach dem Höhepunkt der Veranstaltung mit dem Perak-Tanz neigen sich die Festlichkeiten langsam dem Ende entgegen. Nichts wie zurück zum Homestay. Es ist inzwischen eisig kalt. Die Temperaturen sind unter Null gefallen und so freuen wir uns auf unsere super warmen Schlafsäcke.
Am nächsten Morgen wird klar, warum es diese Nacht so kalt war - es hat geschneit. Nach dem Frühstück schauen wir noch einmal im Kloster vorbei. Das Abschlussgebet ist schon in vollem Gange. Gleichzeitig bedanken sich die Dorfbewohner mit Kathaks, den Gebets- und Begrüßungsschals, und mit Leckereien beim Lama für seinen Besuch und die buddhisten Unterweisungen.
Nach einem kurzen Besuch wollen wir uns aber erst einmal in der Umgebung umschauen. Bisher haben wir ja vor lauter Gebetszeremonie noch nicht viel vom Dorf und dem Markha-Tal gesehen.
Schließlich heißt es Abschied nehmen - vom Markha Valley und vor allem auch von unserer netten Gastfamilie mit einem letzten Erinnerungsfoto vom Familienoberhaupt.
Die Wolken des Vortages haben sich verzogen und der Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. So wird die heutige Fahrt auf gleicher Strecke zurück bis zum Leh-Kargil-Srinagar-Highway ein wahrer Hochgenuss!
Obwohl wir auf gleicher Strecke fahren wie wir hergekommen sind, hangeln wir uns von Fotostop zu Fotostop und von Chorten zu Chorten, die wir überall am Wegrand finden. Dabei lässt das frühe Morgenlicht die grandiose Landschaft in den schönsten Farben und Schattierungen erstrahlen.
Auch die Vogelwelt scheint von dem tollen Wetter und der morgentlichen Sonnenwärme begeistert zu sein. Überall zwitschert es in den Büschen - ein kleines Paradies für Vogelliebhaber.
Schließlich erreichen wir Skiu und wollen noch einen Versuch unternehmen, das Kloster zu besuchen, das wir auf der Hinfahrt verschlossen vorgefunden haben.
Dieses mal haben wir mehr Glück. Nach kurzem Suchen kommt Dolma mit Nima zurück. Sie hat den Schlüssel zum Kloster und schließt uns auf. Sie betreut das kleine Kloster seit vielen Jahren, denn heute leben leider keine Mönche mehr hier. Jeden Tag füllt sie die Opferschalen des Altars mit frischen Wasser, macht sauber und schließt gerne für Besucher auf. Natürlich freut Sie sich über ein kleines Trinkgeld. Noch lieber aber hat sie es, wenn die Besucher eine kleine Spende für das Kloster da lassen, denn die Erhaltung und die Renovierung ist für die Dorfbewohner sehr teuer. Bekannt ist das in den letzten Jahren gerade erst liebevoll renovierte Skiu Kloster für seine große und sehr alte stehende Statue des Maitreia-Budda, die wie das Kloster auch aus dem 13. Jhd. stammt.
Nur noch wenige Kilometer und wir lassen das Markha Valley hinter uns. Schon von weitem haben sehen wir wieder den Zanskar-Fluss in seinem wilden Flusstal.
Mit ein wenig Sehnsucht folgt mein Blick dem Zanskar flussaaufwärts, denn er kommt aus dem entlegenen Zanskar-Tal. Entlang des Flusses ist eine der drei im Bau befindlichen Straßen, die das Zanskar-Tal in Zukunft mit Ladakh im Norden und mit Himachal Pradesh im Süden verbinden soll. Einen Teil dieser Straße - soweit es der Straßenbau zuließ - bin ich auf meiner Reise "Indien 2016 - Kashmir, Zanskar & Ladakh" gefahren.
Damals hieß es, dass nur noch 40 km fehlen bis die Strecke entlang des Zanskar-Flusses fertiggestellt ist. Diese 40 km gehörten jedoch zu den schwierigsten, denn die Straße musste hier komplett aus dem Felsen gesprengt werden, die hier auf beiden Seiten dicht am Fluss stehen. In meinem Blog-Beitrag "Auf neuen Wegen in das entlegene Zanskar-Tal" findest Du weitere Informationen über die interessanten Straßen.
Schließlich geht zurück zum Highway No. 1, der auch Leh-Srinagar-Kargil-Highway genannt wird.
Eine der meist befahrenen Straßen in Ladakh ist die Hauptverbindungsstraße in Ost-West-Richtung, der sog. Highway No. 1 von Leh bis nach Kargil. Der führt im weiteren Verlauf dann bis Srinagar in Kashmir. Besonders zwischen Leh und Kargil bietet sich hinter fast jeder Straßenbiegung neue grandiose Ausblicke auf die Bergwelt. Das macht diese Straße mit Sicherheit zu eine der schönsten in ganz Ladakh oder sogar von ganz Indien. Deshalb bin ich auch immer wieder gerne hier unterwegs.
Viele sehr bedeutende Klöster liegen nahe der Straße oder sind mit lohnenswerten Abstechern zu erreichen. Das Kloster Likir habe ich schon unter der Überschrift "Die besten Klöster rund um Leh" beschrieben. Das Alchi Kloster ist so bedeutend und beeindruckend, dass ich ihm lieber ein eigenes Kapitel gewidmet habe.
Jedes einzelne dieser zahlreichen Klöster ist auf die eine oder andere Art besonders. Aufgrund der großen Anzahl der Klöster bleibt einem bei einem ersten Besuch nichts anderes übrig als sich auf einige wenige zu beschränken. So nach und nach sind bei meinen verschiedenen Aufenthalten in Ladakh habe ich mir weitere Klöster angeschaut, so dass ich inzwischen fast alle entlang des NH1 gesehen habe.
Im folgenden findest Du eine Beschreibung einige der schönsten Klöster, wobei es von Leh aus in Richtung Westen geht.
Das Phyang Kloster
ist ein "Rot-Mützen-Kloster" und liegt nur knapp 20 km westlich von Leh. Mit einem kleinern Abstecher von 6 km vom National Highway Nr. 1 in Richtung Norden ist es schnell zu erreichen. Es liegt ganz exponiert auf einem kleinen Hügel am Ende des Seitentals und gehört mit zu den bedeutendsten Klöstern in Ladakh. Seit seiner Gründung im 16. Jhd. ist es ununterbrochen von Mönchen bewohnt. Heute leben hier immer noch über 50 Mönche.
In der Hauptversammlungshalle, dem Dukhang, sind Amitabha, der Buddha des Lichtes und der tausend-armige Avalokitesvara die wichtigsten Buddha-Statuen.
Außerdem gibt es im Phyang Kloster ein sehr bedeutendes Museum, das bereits vor 900 Jahren gegründet wurde und in dem einige sehr alte Tankhas und viele Original-Waffen aus Tibet, China und der Mongolei ausgestellt werden. Mindestens ebenso schön ist jedoch der Ausblick über das Tal, der im Hintergrund bis zu den schneebedecken Bergen der Zanskar-Kette reicht.
Die Klosterburg von Basgo
liegt etwa 40 km westlich von Leh und thront auf einem steil abfallenden Felsen direkt am NH1 inmitten einer fruchtbaren Landschaft über dem gleichnamigen Dorf Basgo. Die alten Festungsgemäuer stammen aus dem aus dem 11. Jhd. Seinerzeit wurde ein großer Teil von Ladakh von hier aus regiert unter der Namgyal Dynastie. Durch seine exponierte Lage und die wehrhaften Mauern konnte Basgo bis ins 17. Jhd. hinein allen Anfeindungen widerstehen.
Im Schutz der Zitadelle liegen die drei Tempel Chamchung, Chamba Lakhang und Serzang, die dem Maitreiya, dem Zukunfts-Buddha gewidmet sind. Sie sind die ältesten erhaltenen Tempelbauten dieser Art in ganz Indien.
Neben den bedeutenden Buddha-Statuen, von denen die größte 14 m hoch ist, sind die Innenwände und die Decken komplett mit antiken Wandmalereien bedeckt, die aus dem Leben Buddhas erzählen.
Die Rizong Gompa
gehört zu den "jüngeren" Klöstern in Ladakh und zum buddhistischen Orden der "Gelbmützen" - auch Gelugpas genannt. Das Kloster wurde 1831 von Lama Tsultim Nima gegründet. Es liegt etwa 70 km westlich von Leh und einige Kilometer nördlich vom NH1. Das Kloster war in früheren Zeiten auch als Meditationskloster bekannt. Als es die inzwischen geteerte Straße noch nicht gab lag es weitab von aller Geschäftigkeit in der Einsamkeit der Berge am Ende eines tief eingeschnittenen Tal. Dort schmiegt es sich leicht gebogen an den nördlichen Berghang. Schon alleine die Fahrt dorthin ist absolut einmalig.
Vierzig Mönche leben heute noch hier im Kloster, das auch das "Paradies der Meditation" genannt wird. Es ist bekannt für seine strengen Regeln und Standards. Schon bevor das Kloster gebaut wurde soll Guru Padmasambhava in den Höhlen der Umgebung meditiert haben, was dem Ort noch einmal eine besondere Bedeutung gibt.
Der Mangyu Tempel Komplex
im Dorf Mangyu gehört zu den ältesten Ladakh und datiert zurück auf das Ende des 12./Angang des 13. Jahrhunderts. Von der Bedeutung wird er in einem Atemzug genannt mit dem Alchi Tempel. Mangyu erreichen wir auf einem kurzen Abstecher etwa 15 km südlich von Ulleytokpo vom NH1 und dem Indus. Es liegt fast direkt auf der anderen Seite des NH1 fast direkt gegenüber von Rizong in einem landschaftlich wilden Taleinschnitt.
Vier bedeutende Tempel gehören zum Mangyu Kloster, der Avalokiteshvara Tempel, der Vairocana Templel, der Manjushri Tempel und der Padmasambhava Tempel. Alle vier sind geschmückt mit beeindruckenden alten Wandmalereien und teilweise mit eindrücklichen Buddha-Statuen, darunter zwei gewaltige stehende Buddhas, die an den von Skiu Kloster im Markha Valley erinnern.
Ein ganz kleiner, kaum hüfthoher Eingang, führt in den Manjushri Tempel, der sich rechts neben den Tempeln des Avalokiteshvara und Vairocana liegt. Manjushri ist einer der meistverehrten Bodhisattwas. Zusammen mit Avalokiteshvara gilt er als Meditationsgottheit im esotherischen Buddhismus. Gleichzeitig ist er bekannt als der Bodhisattva des Wissens und des Lernens und wird als Buddha der Weisheit verehrt. Durch den niedrigen Eingang kann man den Tempel nur in einer gebückten und damit entsprechend demütigen Haltung betreten. Kaum tritt man durch die Tür ins Innere ragt links die riesige stehende Statue des Manjushri in die Höhe.
Tingmosgang Kloster und Festung
Etwa 90 km westlich von Leh verlässt man den NH 1 bei Khaltse und fährt noch einige wenige Kilometer in nordöstliche Richtung zum Ort Temisgam ins Sham Valley. Traumhaft schön thront das Kloster Tingmosgang (auch Tserkarmo genannt), umgeben von wehrhaften Festungsmauern, erhaben auf einem Bergrücken über dem heutigen Dorf. König Drag-Pa-Bum erbaute im 15. Jhd. Tingmosgang als seine Hauptstadt. Aufgrund der strategischen Lage und der Nähe zur tibetischen Grenze, ein Muss.
Viel mehr begeistert hat mich allerdings die Strecke von Likir über Hemis Shukpachen nach Tingmosgang. Inzwischen gibt es auch hier eine Straße, die teilweise sogar schon geteert ist. Beim Verlassen des Tales von Hemis Shukpachen überqueren wir den 3.750 m hohen Mebtak La-Pass. Danach geht in weiten Serpentinen sanft bergab. Die Ausblicke auf die umliegende grandiose Berglandschaf sind kaum zu überbieten. Autoverkehr gibt es hier so gut wie gar keinen. Deshalb hält es uns nicht mehr in unserem Fahrzeug und wir gehen einige Kilometer zu Fuß, um die Landschaft noch besser und intensiver genießen zu können. Was für ein Anblick als Tingmosgang in der Ferne ins Blickfeld kommt.
Von verschiedenen Seiten führen Pfade vom kleinen Ort Temisgang hinauf zur Kloster-Festung. Aber wurde auch eine Straße hinauf gebaut. Wir nehmen die Straße, damit uns noch möglichst noch viel Zeit bleibt für die Besichtigung.
Da man von Temisgang noch weitere Ausflüge in den Norden machen kann lohnt sich hier auf jeden Fall auch eine Übernachtung. Das Namra Hotel ist eine wirklich empfehlenwerte Unterkunft, in der wir uns sehr wohl gefühlt haben. In dem traditionellen ladakhischen Aufenthaltsraum wird ganz hervorragende indisch-ladakhische Küche serviert.
Das Lamayuru Kloster
liegt etwa 120 km westlich von Leh. Die Fahrt durch die grandiose Landschaft auf diesen 120 km ist mindestens so beeinidruckend wie das Kloster selbst. Das größte landschaftliche Highlight auf dieser Fahrt beginnt kurz nach Khaltse auf den letzten 35 km vor Lamayuru. Es ist die Serpentinen-Fahrt hinauf auf den Fatu La-Pass. Nach jeder Kurve bieten sich neue grandiose Ausblicke auf eine wilde Bergwelt. Obwohl ich die Strecke schon mehrfach gefahren bin bin ich immer wieder aufs Neue begeistert.
Fast zwei Stunden und zahllose Serpentinen später kommt langsam die "Mondlandschaft" ins Blickfeld. "Moonland" nennen die Ladakhis diese wilde Sandstein-Erosionslandschaft, für die Lamayuru und die Umgebung bekannt und zur Touristen-Attraktion geworden ist.
Wie verloren in der gewaltigen Landschaft wirkt das Lamayuru Kloster aus dieser Entfernung. Aber es ist nur noch eine Viertelstunde Fahrt und wir können einen ersten beeindruckenden Blick auf das Kloster werfen.
Lamayuru ist das älteste und gleichzeitig das wichtigste Kloster in Ladakh. Es trug ursprünglich den Namen Yundrun Tharpaling Kloster. Dieser Ort gilt nicht nur den Buddhisten in Ladakh als heilig. Auch die Moslesm aus Kashmir verehren diesen geschichtsträchtigen und bedeutenden Platz. Die Angaben zur Höhe, auf der Lamayuru liegt, sind sehr widersprüchlich. Einige Quellen nennen 3.510 m andere 3.800 m. Früher lebten hier bis zu 500 Mönche. Heute sind es noch etwa 150, von denen aber viele inzwischen in den kleineren Klöstern in den Dörfern der Umgebung leben. Im Ort selbst sollen ca. 600 Menschen Leben, die hier mit Ackerbau Ihr Auskommen finden. Aber auch im Tourismus
Das Wanla Kloster
erreicht man nach 113 aussichtsreichen Kilometern westlich von Leh. Von der unteren Route des NH1 zwischen Khaltse und Lamayuru führt der erste Abzweig in Richtung Süden zum Dorf Wanla. Von dort aus sind es gerade einmal sieben Kilometer entlang des Yapola- oder Wanla-Flusses. Richtig schön ist es jedoch bis nach Lamayuru zu fahren und von dort aus eine Wanderung in das schöne Wanla-Tal zu machen. Das dauert etwa drei bis vier Stunden und der 3.750 m hohen Prinkiti La-Pass bietet unterwegs noch einmal tolle Ausblicke. Das Kloster liegt hoch über dem Dorf auf einem Bergrücken. Wannimmer ich die Zeit finde besuche ich auch Wanla, so dass ich jetzt zum dritten Mal dort bin. Dolma findet auch den "Schlüssel-Mönch", der uns den Avalokiteshvara Tempel aufschließt.
Schon beim Eingang sieht man die Ähnlichkeit zum Alchi Tempel. Beide sind nahezu zeitgleich im 11. Jhd erbaut worden und haben mit Rinchen Tsangpo denselben Begründer. Der Tempel ist klein, aber bemerkenswert gut erhalten. Dem Eingang gegenüber steht in einer Nische die große weiße Statue des Avalokiteshvara. Sie ragt hinauf bis in das zweite Stockwerk, hat elf Köpfe auf fünf Ebenen und acht Arme. In den einstöckigen Nischen auf der linken und rechten Seite des Tempels wird Avalokiteshvara flankiert vom Bodhisattwa und Zukunftsbuddha Maitreya und dem Buddha Sakyyamuni. Für Besucher ist nur das Erdgeschoss zugänglich. Im zweiten Stockwerk befindet sich eine offene Galerie und das dritte Stockwerk besteht aus einer sog. "Laterne".
Am schönsten war der Ausblick vom Bergrücken des Wanla Klosters hinunter auf das Flusstal und das Dorf bei meinem Besuch im Sommer, im August 2008, als alle Felder bestellt und in kräftigen Grün leuchteten.
Das Mulbeck-Kloster mit dem Steinrelief Maitreyya Buddha
ist das letzte Kloster auf dem NH1 zwischen Leh und Kargil. Es liegt etwa 180 km westlich von Leh und ca. 40 km vor Kargil und auf etwa 3.500 m Höheetwa 250 m über dem Mulbeck-Tal. Neben dem Hauptkloster, das direkt an der Straße liegt gibt es noch zwei kleinere Nebenklösteer. Die liegen hoch oben und kleben wie die Vogelnäster an den Felsen. Bekannt ist das Kloster für das neun Meter hohe Felsenrelief des Maitreya Budda gleich hinter dem Haupt-Klostergebäude. Von den Einheimischen wird das Felsenrelief landläufig Chamba Buddha genannt.
Er gehört zu den drei größten Felsenrelief-Buddhas in Ladakh. Alle drei entstanden in derselben Periode wie auch die Bamiyan Buddhas in Afghanistan, so dass sie auch die Bamiyan Buddhas genannt werden. Die beiden anderen Maitreya-Felsenreliefs sind in Apati (ca. 20 km nördlich von Kargil) und in Karte Kharr (ca. 50 km südlich von Kargil). Letzteren habe ich während meines Besuches 2016 nach Kashmir, Zanskar und Ladakh besucht auf Weg vom Zanskar Tal nach Kargil. Leider habe ich zu der Zeit noch nichts vom Apati-Buddha gehört, denn nur einen Tag später sind wir dort quasi vorbeigefahren.
Im August 2008 haben wir das Mulbek Kloster besucht. Im Gebetsraum treffen wir seinerzeit auf einen sehr netten betenden Mönch. Leise murmelt er seine Gebete und scheint tief versunken zu sein. Er schien uns gar nicht wahrzunehmen. Wir wollen schon umdrehen, um ihn nicht weiter zu stören als er uns anspricht. Er freut sich mit uns ein wenig seine Englischkenntnise auszuprobieren und so unterhalten wir uns eine nette Weile.
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