Nach Rajasthan noch einmal als Backpackerin in Indien! Dieses Mal war mein Ziel Ladakh im nordindischen Himalaya. Per Flug ging es von Delhi einmal quer über den Himalaya- Hauptkamm nach Leh - meiner Meinung nach einer der schönsten Flüge, die man auf dieser Welt machen kann.

Den Flug hatten wir schon in Deutschland in einem Reisebüro gebucht (...Internet gab es damals ja noch nicht...). Allerdings konnte das Flugticket hier nicht ausgestellt werden. Umso überraschter waren wir, dass die Buchung tatsächlich geklappt hatte, wir für den Flug auf der Passagierliste standen und wenig später unser Ticket in den Händen hielten. Der Flug einmal quer über den Himalaya war einfach nur phantastisch und wir haben uns fast die Nasen an der Fensterscheibe platt gedrückt. Voller Erwartung landeten wir in Leh.

Das Flughafengebäude war kaum mehr als ein alter Holzschuppen und das Gepäck wurde auf Schubkarren zum Gepäcktisch gebracht oder wurde von den Fluggästen gleich selbst aus der Schubkarre heraus gefischt. Mit dem Taxi ließen wir uns zu einem Hotel bringen von dem wir im Reiseführer gelesen hatten. Erst mal nur ausruhen nach der langen Anreise und etwas akklimatisieren. Nach unserer Ankunft per Flug in Delhi waren wir vom internationalen Flughafen zum "domestic airport" gewechselt, hatten dort einige Stunden am Flughafen gewartet und waren dann gleich weiter nach Leh geflogen. Sofort am nächsten Tag haben wir uns in Leh allerdings ein anderes - sehr viel günstigeres Hotel bzw. Gästehaus gesucht, in dem wir die nächsten zwei Wochen logiert haben.

Viel Zeit haben wir uns gelassen und in aller Ruhe Leh und Umgebung erkundet. Es war herrlich durch die Basarstraßen zu schlendern, hinauf zur Ruine des Palastes von Leh aufzusteigen oder die herrliche Aussicht von der Shanti Stupa aus zu genießen. Meistens waren wir zu Fuß unterwegs. Mit dem öffentlichen Bus sind wir dann nach einigen Tagen in Richtung Westen gefahren zum Kloster Lamayuru.

Dort war es recht schwierig eine Unterkunft zu finden, denn alles war belegt. Damit hatten wir gar nicht gerechnet und waren froh, das uns in einem Gästehaus ein Schlafplatz auf dem Dach angeboten wurde. Da es nur selten regnet in Ladakh sollte das kein Problem sein und zwei alte Betten standen auch dort oben, die wohl gelegentlich für eine Siesta benutzt wurden.

Von hier aus war es nur eine kurze Wegstrecke, um zum Lamayuru Kloster zu gelangen. Auch hier waren wir in der ganzen Umgebung zu Fuß unterwegs - immer auf der Suche nach neuen Fotoperspektiven. Die Landschaft war so unglaublich schön, das wir jeden neuen Ausblick auf das Kloster genossen und manches Mal stundenlang irgendwo gesessen und nur geschaut haben. So verflog die Zeit und wir mußten uns schon fast beeilen zurück nach Leh und gleich weiter zum Kloster Traktok zu kommen. Dort sollte nämlich in einigen Tagen das jährliche Klosterfest stattfinden und das wollten wir auf keinen Fall versäumen.

Zurück in Leh haben wir uns dann auch gleich am nächsten Tag wieder auf den Weg gemacht. Ganz früh am Morgen fuhr der erste Bus in Richtung Traktok. Der Passagierraum war schon komplett ge- bzw. total überfüllt. Da waren die luftigen Plätze oben auf dem Dach des Busses auf dem Gepäckträger eine echte Alternative. Die Ladakhis, die bereits oben Platz genommen hatten rückten gerne ein wenig zusammen, denn schließlich fuhren nicht alle Tage Touristen mit ihnen gemeinsam auf dem Dach zum Klosterfest. Wie schade, dass wir uns kaum verständigen konnten, denn kaum keiner der Ladakhis sprach mehr als einige einstudierte Worte wie "Hallo" - "What is your name?" - "Where do you come from?".

Während unserer Zeit in Ladakh haben wir kaum westliche Touristen gesehen und auf dem Klosterfest in Traktok waren wir fast die einzigen. Wie wir es schon fast erwartet hatten gab es in Traktok keine freien Übernachtungsmöglichkeiten mehr. Alle Gästehäuser - selbst die einfachsten Zimmer waren belegt. Deshalb hatten wir vorsorglich unsere Schlafmatten und Schlafsäcke mitgenommen und taten es den vielen Ladakhis gleich, denen es wie uns ergangen war - wir suchten uns einen Platz im Klostergarten auf der Wiese unter Bäumen. Matten und Schlafsäcke wurden ausgebreitet und blieben als "Platzhalter" dort zurück während wir uns auf den Weg zum Festplatz machten.

Den Tag haben wir damit zugebracht, die Klosterfeierlichkeiten und Maskentänze zu beobachten, uns unter die Einheimischen zu mischen und die Atmosphäre zu genießen. Am späten Nachmittag war schließlich das Festprogramm des ersten Tages vorbei und die Ladakhis saßen noch Stunden beieinander, um sich zu unterhalten und Freunde aus den Nachbardörfern zu treffen. Erst mit Einbruch der Dunkelheit zog sich jeder auf seine kleine Parzelle im Klostergarten zurück. Es war schon ein recht außergewöhnliches Gefühl hier mitten unter den Ladakhis im Freien zu übernachten. Dabei wurden wir von Ihnen mindestens ebenso neugierig beobachtet wie sie von uns.

Während der Nacht gab es dann die Überraschung der besonderen Art - es fing an zu regnen! Gottseidank hatten wir vorsorglich eine leichte Plastikplane mitgenommen, die wir über unsere Schlafsäcke ausbreiten konnten, denn sonst wären wir restlos durchnäßt worden.

Am nächsten Morgen haben wir uns noch einige Maskentänze angeschaut, einige Klosterinnenräume besucht und uns schließlich mit einem der regelmäßig verkehrenden Busse auf den Rückweg nach Leh gemacht. Dieses Mal war leider das Mitfahren auf dem Dach, an dem wir großes Gefallen gefunden hatten, nicht erlaubt und so standen wir dicht gedrängt im stickigen Fahrgastraum und harrten einige Stunden aus bis wir endlich ziemlich müde am Busbahnhof in Leh ankamen.

An einem der nächsten Tage mußten wir noch einmal in aller Frühe raus. Zu gerne wollten wir die Morgengebete im Kloster Tikse erleben. Gottseidank war es nicht allzuweit von Leh nach Tikse und so kamen wir gerade rechtzetig dort an. Später haben wir uns dann noch Stok und den Palast von Stok angeschaut und wurden noch einmal  überrascht. Es war unglaublich wie sich innerhalb kürzester Zeit der Himmel rundherum fast wie zur Nacht verdunkelte und es fast sintflutartig regnete. Der "Spuk" dauerte allerdings nur 10 Minuten und dann war es genauso schnell wieder sonnig.

Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir schließlich von Leh über den zweithöchsten befahrbaren Pass der Welt in Richtung Manali. Es folgten noch einige weitere Pässe und eine unglaublich grandiose Landschaft. Immer wieder bedauerte ich, dass ich nicht einfach anhalten und aussteigen konnte, um diese unglaubliche Szenerie auf einem Foto einzufangen. Hier wollte ich unbedingt noch einmal herkommen, um mit einem Charter-Fahrzeug mit Fahrer unterwegs zu sein und all die Fotos zu machen, die aus dem öffentlichen Bus heraus nicht oder nur sehr eingeschränkt durch die getönte Glasscheibe möglich waren.

Nach einer Zwischenübernachtung in Sarchu in einem sog. "Fixed Tented Camp" gelangten wir am Abend des zweiten Tages endlich nach Manalii. Hier blieben wir noch fast eine Woche und fuhren dann - auch mit dem öffentlichen Bus - weiter nach Dharamsala. Hätten wir dort nur einen einzigen Tag länger bleiben können hätten wir einen Termin für eine Audienz beim Dalai Lama erhalten...

Aber wir wollten vorsichtshalber frühzeitig genug zurück mit einem Tag in Reserve in Richtung Delhi fahren, denn unterwegs mit dem öffentlichen Bus weiß man letztendlich nie so genau, ob alles so glatt läuft wie es geplant ist. Dieser Reservetag war unser Glück, denn im Tiefland zwischen Dharamsala und Delhi hatte der Monsunregen heftig gewütet und ein Baum war umgekippt und auf die Straße gefallen. Das Umfahren der Stelle war leider nicht möglich und so hatte  sich eine lange Schlange gebildet. Da es schon spät am Abend und dunkel war, war es auch recht schwierig Hilfe herbei zu rufen - Mobiltelefone gab es damals schließlich auch noch nicht. Wir warteten recht lange bis schließlich jemand mit schwerer Motorsäge kam und dem Baum zuleibe rücken konnte. Mit fünfzehn Stunden Verspätung kamen wir in Delhi an. Die Zeit langte gerade noch, um uns ein wenig auszuruhen und dann waren wir auch schon auf dem Weg zu Flughafen zu unserem Rückflug.

 

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