Während meiner vielen Reisen war ich bisher nur ein einziges Mal in Thailand - und das auch nur im Nordosten auf einer kurzen Stipvisite. Vor und im Anschluss an meine Nordlaos-Reise habe ich hier einige Tage in der Bergregion rund um Chiang Rai verbracht und die Begdörfer in der Umgebung erkundet.
Nach langem Flug von Frankfurt nach Bangkok und weiter lande ich gegen acht Uhr am Abend in Chiang Rai. Driver-Guide Tony wartet schon mit dem obligatorischen Willkommens-Schild auf mich. Bevor es jedoch ins voraus gebuchte Hotel geht will ich erst noch einige Dinge im Ort erledigen. Das wichtigste - Geldwechseln. Gottseidank haben die Wechselstuben hier auch um diese Zeit noch geöffnet und zwei Flaschen Mineralwasser sind auch schnell gekauft.
Chiang Rai ist zwar ein recht kleiner Ort und auch kein vergleichbarer Touristen-"Hotspot" wie z. B. Chiang Mai, aber dennoch ist in der Stadt auch am Abend noch einiges los. Überall blinken die Leuchtreklamen von Restaurnts und Geschäften. Am auffälligsten ist jedoch der "Clock-Tower" mitten im Ort, der in ziemlich kitschigen wechselnden Farben angestrahlt wird...
Nach einer kurzen Nacht wandert gleich alles wieder in den Koffer und der Koffer mit mir direkt zur Lobby. Nach dem Frühstück wartet Tony schon wieder auf mich. Wir brechen auf, um die umliegende Bergvölkerregion zu erkunden. Kaum losgefahren passieren wir einen kleinen aber prächtigen Tempel am Straßenrand, den ich bisher noch in keinem Reiseführer gefunden hatte. An meinem ersten Tempel in Thailand können wir unmöglich einfach so vorbeifahren. Also erster Fotostop, der dann auch gleich etwas ausführlicher wird. Da bekommt Tony gleich einen ersten Eindruck, was ihn heute noch mit mir in Sachen Fotos erwarten wird.
Es geht weiter in Richtung "Goldenes Dreieck" durch die liebliche Bergwelt von Mae Sai und Mae Saen. Schon die herrlichen Ausblicke unterwegs nötigen mich geradezu einem Fotostop nach dem anderen - wie gut, das Tony so geduldig ist! Allerdings freut er sich auch sichtlich,über meine Begeisterung.
Unterwegs besuchen wir einen Markt in einem kleinen Dorf. Tony wird nicht müde mir die teilweise sehr exotischen Früchte und Gemüsesorten zu benennen und zu erklären, was man damit hier so alles macht. Wir schauen uns in aller Ruhe um.
Mit einem kleinen Schalk im Nacken deutet Tony auf einen großen Sack. Da muss ich erst mal genauer schauen - gerösteten Insektenlarven. Das ist hier eine echte Delikatesse, meinte er, ob ich denn auch mal probieren wolle, fragte er mich mit einem etwas "süffisanten" und einigermaßen herausfordernden Lächeln. Ja sicher, warum denn nicht?! Das knusprige Grillgut knackt zwischen meinen Zähnen...
Auf der Weiterfahrt geht es durch einige kleine Dörfer und der Blick schweift über unendliche Teefelder.
Unterwegs kommen wir durch ein Dorf des Akha-Volksstammes. Hier tragen einige der Frauen oft auch im Alltag noch mit viel Stolz den traditionellen Akha-Kopfschmuck.
Tony druckst ein wenig herum. In einem der Dörfer hat er Freunde. Ob es wohl ok wäre, wenn wir da mal anhalten. Kein Problem! Und wenn es nicht zu aufdringlich ist würde ich gerne mitkommen.
Wir werden sehr freudig empfangen. Ein Teil der Familie hat sich im Hof in der wärmenden Nachmittagssonne zusammen gefunden. Tony hockt sich sogleich dazu und schon ist eine angeregte Unterhaltung im Gang.
Nach einer Weile ertönen Rufe aus dem Haus. Wir sollen doch reinkommen, übersetzt Tony. So einfach die Häuser hier in der abgelegenen Region von Nordthailand oft auch sind - eine Satellitenschüssel auf dem Dach und ein Fernseher gehören anscheinend trotzdem zur Grundaustattung. Warum sollte es hier anders sein - die jungen Familienmitglieder hocken vor dem Fernseher. Die Älteren haben es sich zur "Siesta" auf der Hausterasse im Schatten gemütlich gemacht.
Die Zeit fliegt nur so dahin. Die Zeit zum Aufbruch kommt viel schneller als uns lieb ist, denn es liegen noch einige Kilometer vor uns. Eine Weile genießen wir noch den Blick über die sattgrüne Berg- und Hügellandschaft. Dann geht es abwärts bis hinunter ins Mekong-Flachland und gleich wieder hinauf zu einem kleinen Tempel hoch über dem Fluss, dem Phra Borommathat Chedi. Der Ausblick ist von hier oben ist phantastisch!
Der Tempel selbst ist nicht wirklich außergewöhnlich oder besonders. Sehr schön ist jedoch der Eingangsbogen, der in der tiefstehenden Sonne herrlich angestrahlt wird mit der Mekong-Landschaft im Hintergrund. Aber natürlich schauen wir uns den Tempel auch von innen an.
Von der herrlichen Ausblick über den Mekong mag ich mich kaum losreißen. Doch das nächste Highlight wartet schon auf mich, die Lanjia Lodge. Und ein Highlight auf meiner Reise ist diese ganz besondere Unterkunft hoch in den Bergen über dem Flusstal des Mekong für mich auf jeden Fall.
Die Lanjia Eco Lodge in Ban Kiew Karn hat mich vom ersten Augenblick restlos begeistert - ein Ort zum Wohlfühlen, zum Ausspannen und Abschalten. Sie liegt inmitten der dörflichen Umgebung des Bergvolkes der Hmong. In einem wunderschönen naturbelassenen und trotzdem sehr gepflegten Gartens gibt es vier Häuser mit jeweils vier Zimmern. Alle Zimmer liegen in Richtung Osten. Schon aus dem Fenster reicht der traumhafte Blick weit über die Landschaft bis hinunter über den Mekong und bei klarem Wetter sogar bis nach Laos
Die Zimmer sind einfach, aber liebevoll und urgemütlich eingerichtet. Es wurden nur lokale Baumaterialien verwendet und die Häuser und Zimmer ganz im örtlichen "Hilltribe"-Stil errichtet. Der Hit ist aber die große überdachte Terasse mit demselben phantastischen Ausblick. Die dient als gemütlicher Aufenthaltsraum. Hier werden auch die Mahlzeiten serviert, die richtig lecker waren.
Am Morgen wabbert dichter Nebel über dem Mekong und hüllt das ganze Tal ein. Über den Wolken und schon sonnenbeschienen fühle ich mich hier auf der Terasse schon fast ein wenig entrückt und fernab von allem weltlichen. Welch eine friedliche Atmosphäre bei Vogelgezwitcher und einem deftigen Frühstück.
Dabei ist die Lanjia Lodge ein touristisches Entwicklungsprojekt, das die örtliche Bevölkerung intensiv mit einbezieht. Nur Einheimische aus den umliegenden Dörfern der Bergstämme der Lisu und Hmong sind hier beschäftigt. Das gibt nicht nur Jobs in der Lodge. Die Dorfbewohner begleiten die Besucher als Guides bei ihren Ausflügen und den Wanderungen. Außerdem werden viele Aktivitäten im Dorf und der Umgebung angeboten. So hat der Besucher die Möglichkeit ganz unaufdringlich ein wenig Einblick zu nehmen in das dörfliche Leben hier in den Bergen und die Umgebung zu erkunden.
Gleich am nächsten Morgen geht es los! Aufbruch von der Lanjia Lodge zu einem ersten Ausflug in das nahegelegene Hmong-Dorf. Vom Guide erfahre ich, dass ich während der Ausflüge noch Gesellschaft bekomme. Drei nette "Jungs" aus Norddeutschland sind auf einer gemeinsamen "Freundes-Tour" in Thailand unterwegs und auch für zwei Tage hier in der Lanjia Lodge abgestiegen. Wir verstehen uns auf Anhieb gut und so freue ich mich über drei nette Begleiter.
Von der Lodge sind es nur wenige Schritte zum nahegelegenen Dorf. Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang. Da unser Guide auch aus diesem Ort stammt ist es sehr viel einfacher Kontakt zu den Einheimischen zu bekommen.
Beim Weg durch das Dorf kommen wir auch an der Schule vorbei. Eine ganze Horde von Kindern steht vor einem der Schulräum. Alle starren ganz gebannt hinein. Als Einheimischer weiß unser Guide, das heute der Zahnarzt mit einigen Gehilfen zur allgemeinen Zahnkontrolle der Kinder in der Schule ist. Eventuelle kleine Kariesstellen werden dabei dann auch gleich "geflickt". Damit so viele Kinder wie möglich ihre Zähne kontrollieren lassen gibt es anschließend ein kostenloses Mittagessen.
Sehr interessant ist der Besuch bei einem Schamanen. In den Stammesgebieten in Nordthailand gibt es fast in jedem Dorf einen Schamanen. Unser Guide übersetzt in die eine und in die andere Richtung, so dass wir viel interessantes erfahren.
Hier im Hmong-Dorf gibt es sogar zwei Schamanen. Der Vater gibt sein Wissen üblicherweise an einen seiner Söhne - ganz selten auch an seine Tochter - weiter. Er ist immer auch ein Heiler und verfügt meistens über sehr tiefgreifendes Wissen über Naturmedizin und Kräuter-Heilbehandlungen. Oft bringen Ihm die Dorfbewohner mehr Vertrauen entgegen als einem Arzt von außerhalb, zu dem sie stundenlang anreisen müssen. Hier in den Bergen sind die Wege halt ziemlich weit. Aber auch Geisterbeschwörungen, Geisteraustreibungen und andere für unseren oft viel zu rationalen Verstand gehören zu den nicht fassbaren Dingen und Phänomenen eines Schamanen.
Am späten Morgen steht ein überdachter Pickup für uns bereit - auf dem Dach vier Fahrräder. Wir fahren hinunter an das Ufer des Mekong. Mit einem der vielen Schnellboote geht es in Richtung Süden bis nach Chiang Kong. Der Ort ist ziemlich beschaulich und der Spaziergang und die anschießende Fahrradfahrt auf der Promenade entlang des Mekong ist wirklich schön.
Da ist für jeden etwas dabei - lecker Essen in einem der zahlreichen Restaurants mit Blick auf den Mekong - Tempelbesuch - Besuch auf dem örtlichen Markt und schließlich noch eine Stunde Thai Massage bevor wir wieder zur Lanjia Lodge zurückfahren.
Packt euer Schwimmzeug ein, hatte uns der Guide für den nächsten Tag empfohlen. Wir wandern durch den schönen dichten Bergurwald. Etwa zwei Stunden brauchen wir bis zu einem Wasserfall, der sich imposant über eine Felsklippe in ein großes Becken stürzt. Oh ja, hier ein Bad zu nehmen ist sicher herrlich...aber ganz ehrlich...das Wasser ist mir wirklich zu kalt. Schade - da kann ich mich nicht überwinden. Die "Jungs" sind da etwas härter gesotten und stürzen sich ins Wasser...
Der Tag kündigt sich mit dem ersten zarten stimmungsvollen Morgenrot an. Was für ein schöner Ausblick an meinem letzten Morgen in der Lanjia Lodge.
Schade, dass ich nicht mehr Zeit für Thailands schönen und sehr interessanten Norden einplanen konnte. Die Zeit ist so schnell vergangen und insbesondere die Lanjia Lodge hat es mir "angetan" und ich hoffe sehr, dass ich irgendwann noch einmal die Gelegenheit haben wieder hierher zu kommen. Jetzt geht es allerdings erst einmal weiter nach Laos. Früh am Morgen steht Tony schon wieder mit seinem Taxi bereit und bringt mich nach Chiang Kong zum Bootspier.
Die Grenze zwischen Thailand und Laos verläuft mitten im Mekong. Seit jeher überquert man die Grenze hier ganz traditionell mit dem Boot. Für die Einheimischen ist das eine recht lukrative Einnahmequelle. Am Flussufer haben sich eine ganze Menge Reisende versammelt, die alle auf die Flussüberquerung auf einem der Boote wartet. Nun heißt es also buye buye Thailand und hallo Laos.
Leider wird es diese urige Grenzüberquerung bald nicht mehr geben. Wenn Du von Laos zurück kommst, erzählt mir Tony, dann ist vielleicht der neue Grenzübergang mit der neuen Brücke schon fertig und eröffnet.
Also lass ich mich mal überraschen, welche Reiseerlebnisse im Norden von Laos mich in den nächsten zwei Wochen erwarten werden. Vielleicht interessiert Dich ja auch die Bergvölker-Region in Laos und folgst dem Link, um mehr zu erfahren.
Kommentare powered by CComment